
Meisterlich gespielte Musik zum 50-jährigen Bestehen
Zweig Goslar begeht Jubiläum mit Festvortrag des anthroposophischen Mediziners Dr. Matthias Girke und Klavierkonzert mit Simonas Poska

Hochkarätige Gäste hatte sich der Zweig Goslar der Anthroposophischen Gesellschaft am vergangenen Samstag eingeladen. Gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen im vollbesetzten Turmsaal des Klosters Frankenberg. Gekommen waren viele aus der ganzen Region Hannover, aus anthroposophischen Einrichtungen und Zweigen. Den Festvortrag hielt Dr. Matthias Girke. Und das betagte, aber gut gepflegte Klavier im Saal erfuhr an diesem Tag eine besondere Ehrung.
Simonas Poska, Jahrgang 2001, Pianist aus Litauen, studiert an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover bei Prof. Krüger, trat bereits bei zahlreichen Festivals in Frankreich, Deutschland, Polen, Litauen, Russland, Schweiz, Finnland auf – darunter auch im Invalidendom vor dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Dr. Claudia Menzel, die mit Cornelia Stolzmann gemeinsam den Zweig leitet, wies darauf besonders hin – und auch auf Poskas Teilnahme an den Internationalen Konzertarbeitswochen Goslar im vergangenen Jahr. Dort entstand der Kontakt zu Poska – Menzels nehmen seit Jahren junge Musiker während der Arbeitswochen auf.

Mit einer nachdrücklichen Eigenkomposition ließ Poska einen ersten Blick auf sein außergewöhnliches Talent aufblitzen. Danach ging er zu den Großen der Musikwelt über – Bach und Liszt. Charmant und mit jugendlicher Frische stellte er die Werke vor, die er meisterlich interpretierte. Mit gleich zwei Höhepunkten beendete er sein Programm: mit „Hanami“, einer zarten Komposition des 2020 verstorbenen Litauers Vidmantas Bartulis über das japanische Kirschblütenfest sowie mit Liszts ungarischer Rhapsodie Nr. 6. Das Publikum dankte für den Vortrag mit lang anhaltendem Applaus.
Thomas Wiehl vom Arbeitszentrum Hannover der Anthroposophischen Gesellschaft erinnerte in seinem Grußwort an seine erste Begegnung mit der 1990 verstorbenen Gründerin des Goslarer Zweigs, Erika Jakob. Als junger Student in Clausthal hatte er Kontakt zu „jungen Anthroposophen“ gesucht. Der Kontakt kam dann zunächst doch nicht zustande, da die jüngsten Anthroposophen in Goslar knapp unter 70 Jahren waren… Der Altersdurchschnitt der Goslarer habe sich aber im Vergleich zu den meisten Zweigen, die im Arbeitszentrum zusammengeschlossen sind, heute deutlich verjüngt, so Wiehl.

Der Zweig bringe die Anthroposophie in das Kloster Frankenberg, freute sich der Geschäftsführer des Altenheims, Norbert Zimmering. Cornelia Stolzmann und Dr. Claudia Menzel blickten ebenfalls zurück auf Persönlichkeiten und die Strahlkraft des Zweigs auch über Goslar hinaus. Zweigmitglied Uwe Henrich überreichte ihnen für ihre 34-jährige Tätigkeit als Leiterinnen Geschenke – Holzskulpturen des langjährigen Zweigmitglieds Hans Bierl – und Blumen, bevor Matthias Girke das Wort ergriff zum Thema „Anthroposophie in Gegenwart und Zukunft“.
Girke gehört zu den bekannten Persönlichkeiten im anthroposophischen Zusammenhang. Der Facharzt für Innere Medizin, Palliativmedizin und Diabetologie war Mitbegründer des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe, Klinik für Anthroposophische Medizin, in Berlin und langjähriger Leiter der Medizinischen Sektion in der Anthroposophischen Gesellschaft. Er machte deutlich, dass die Anthroposophie 100 Jahre nach dem Tod des Gründers Rudolf Steiner durch ihre Einrichtungen sozialer, pädagogischer und landwirtschaftlicher Art weltweit und auch vor allem in seinem Fachgebiet, der Medizin, nicht nur Spuren hinterlassen habe, sondern vielmehr Wege in die Zukunft weisen würde. Darunter zählte er auch die jahrzehntelangen Forschungen und Studien des Physikers Stephan Baumgartner, die die Wirksamkeit der in der Öffentlichkeit so umstritten diskutierten Homöopathie belegten.
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